Würzburg, 29.11.2023. Von Starallüren keine Spur – Künstler Konstantin Wecker war im Rahmen eines Blitzbesuchs prominenter Gast in der Würzburger Wärmestube.
Das E-Piano stand bereit, die Technik und das Licht waren auf ihre Funktion überprüft und selbst ein Stehtisch mit passendem Barhocker war mittig im großen Aufenthaltsraum der Wärmestube platziert – das Team der Wärmestube und des Fördervereins Wärmestube hatte alles vorbereitet, denn der Sänger und Poet Konstantin Wecker hatte sich für einen Kurzbesuch in der Wärmestube angekündigt. Initiiert wurde der Besuch vom Förderverein Wärmestube e. V.
Wenn eine Berühmtheit wie Wecker die Wärmestube und ihre Gäste besucht, soll natürlich alles stimmen und vorbereitet sein. Und das machte beziehungsweise war es dann auch – nur eben nicht mit E-Piano, passendem Licht und funktionierender Technik, sondern auf Augenhöhe und im direkten Kontakt mit den Menschen, die ständige Besucher der Einrichtung der Christophorus-Gesellschaft sind. Denn völlig ohne Starallüren betrat Wecker die Wärmestube, schnappte sich einen Stuhl und setzte sich zu den Leuten, die bereits gespannt auf sein Kommen gewartet hatten. Sofort war er einer von ihnen und mit ihnen ins Gespräch vertieft. Bei wärmendem Pfefferminztee und in entspannter Atmosphäre entwickelte sich schnell ein Beisammensein wie unter alten Freunden. „Ich habe ein großes Herz für Träumer und Versager“, rief der gebürtige Münchner seinen Zuhörern zu. Denn die vermeintlichen Versager seien meist die Menschen, von denen man am meisten lernen könne, so der Künstler. „Diese Menschen haben einen riesigen Erfahrungsschatz“, erklärt Wecker.
Konstantin Wecker weiß, wovon er spricht, denn er war – wie er selbst berichtet – schon öfter „ganz unten“. In jungen Jahren saß er eine Gefängnisstrafe ab und in den 90er-Jahren war er drogenabhängig. Weckers Rettungsanker waren damals die Musik und die Poesie, erzählt er offen. „Die Poesie hat mich am Leben gehalten“, sagt er. Den Gästen der Wärmestube wünschte er in vermeintlich ausweglosen Situationen auch einen Rettungsanker – ganz gleich, wie dieser für den Einzelnen selbst auch aussehen mag.
„Was macht Ihnen Mut?“
Alle Menschen, vor allem auch die Gäste der Wärmestube, kennen solche oder ähnliche Situationen, in denen sie nicht mehr weiterwissen, knüpft dann eine Besucherin der Wärmestube an die Schilderungen von Wecker an, der nickend zustimmt. „Und was macht Ihnen dann wieder Mut?“, fragt sie. Der Künstler überlegt kurz und sagt dann mit Nachdruck: „Die Liebe.“ Sowohl die Liebe zur Kunst und zu den Menschen, aber auch die Liebe, die von seinen Fans und Zuhörern zurückkomme. Ihre Zustimmung zu seinen Worten zeigen die Gäste der Wärmestube an dieser Stelle mit Bestätigungsrufen und lautem Klatschen.
Wecker hatte sich in der Wärmestube für rund eine Stunde angekündigt. Und diese Zeit verging wie im Flug. Zum Abschluss seines Besuchs wurde es dann aber noch einmal sehr stimmungsvoll: A capella performte der Künstler aus Oberbayern seinen Song „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“. Und die Gäste der Wärmestube summten und sangen leise mit.
Einladung und Abschied
Wer von den Besuchern der Wärmestube an diesem Tag nicht genug von Konstantin Wecker sowie seinen Liedern und Gedichten bekommen konnte, den überraschte der Künstler noch mit einer Einladung zu seinem Konzert, das am Abend im Congress Centrum in Würzburg stattfand. Schon seit mehreren Jahren vergibt Wecker kostenfreie Sozialtickets an Menschen, die sich die Tickets für seine Konzerte und Lesungen nicht leisten können. Und die Beschenkten bedankten sich herzlich bei ihm. „Die Kunst und Kultur ist schließlich für alle da“, so der gebürtige Oberbayer.
Zum Abschied überreichte Nadia Fiedler, Geschäftsführerin der Christophorus-Gesellschaft, Konstantin Wecker ein kleines Präsent: „Danke, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben. Ihre Worte haben vielen von uns hier in der Wärmestube aus der Seele gesprochen.“ Und Einrichtungsleiter Moritz Meier bedankte sich im Namen der Besucher und des Fördervereins Wärmestube auch bei Heike Mix, bekannte Kabarettistin aus Würzburg, die als Moderatorin den Blitzbesuch von Wecker begleitet hatte.
Theresa Hepp