Würzburg, 24.12.2024. Würzburgs Bischof Dr. Franz Jung hat an Heiligabend unter der Überschrift „Weihnachten – draußen vor der Tür“ eine Andacht mit wohnsitz- und obdachlosen Menschen gefeiert.
Rund 75 Frauen und Männer, darunter auch Ehrenamtliche und weitere Interessierte, waren zur Mittagszeit an die Rotkreuzklinik der Domstadt gekommen.
„Alle Jahre wieder“ tönten die Klänge von Tuba, Saxophon und Trompete durch den teils überdachten Hof der Würzburger Rotkreuzklinik. Der musikalische Auftakt der Laurentius Musikanten Heidingsfeld passte gleich doppelt: Denn die Weihnachtsandacht für wohnsitz- und obdachlose Menschen mit dem Bischof am 24. Dezember ist inzwischen gute Tradition. Organisiert hatten sie Mitglieder und Unterstützer des Fördervereins Wärmestube unter Federführung des stellvertretenden Vorsitzenden Bernhard Christof.
Vereinsvorsitzender und Bundestagsabgeordneter Paul Lehrieder dankte für die Gastfreundschaft seitens der Rotkreuzklinik und sprach auch weiteren Unterstützerinnen und Unterstützern für ihren Einsatz für „Menschen, die nicht so viel Glück haben wie andere“ seinen Dank aus. Dann übergab er das Wort an Bischof Jung. Der begann die Andacht mit dem gemeinsamen Kreuzzeichen und lud zur Besinnung auf die Menschwerdung Gottes ein.
„Nachterfahrungen“ und Weihnachtsbotschaft
Religionspädagogin Barbara Stehmann, die die Vorbereitung der Andacht unterstützt hatte, erklärte, man feiere Weihnachten, wenn die Nächte am längsten seien. Jeder Mensch kenne „Nachterfahrung“ – äußerliche und innerliche. Eine Besucherin und ein Besucher der Würzburger Wärmestube trugen dazu Aussagen vor. Da hieß es zum Beispiel: „Nacht ist es, wenn ich merke, dass ich nicht dazugehöre“ oder „Nacht ist es, wenn ich keinen Kontakt zur Familie habe, gerade jetzt an Weihnachten“.
Dann las die Würzburger Schauspielerin Julia Stephanie Schmitt das Weihnachtsevangelium (Lukas 2,1-20) vor. Kilian Martin, Persönlicher Referent des Bischofs, blickte anschließend auf die Botschaft der Engel zu Weihnachten. Er tat das stellvertretend für Jung, der seine angegriffene Stimme schonen musste. „Wir brauchen die Ermutigung, die uns die Engel schenken, um unser Leben neu in die Hände zu nehmen, weil Gott selbst es mit uns lebt“, sagte Martin. Und: „Wir alle dürfen zu Engeln werden, die einander helfen und sich gegenseitig aufrichten.“ Im Namen des Bischofs dankte er allen, die „Engeldienste übernehmen“ und so die Liebe Gottes erfahrbar machten, etwa in Wärmestube oder Bahnhofsmission.
Kleine Engelsflügel und Geschenkbeutel
Stehmann betonte, dass die Engel den Hirten – also Menschen, die zur Zeit Jesu am Rande der Gesellschaft lebten – Gottes Frohe Botschaft verkündeten. Auch heute gälte es Ausschau nach ihnen zu halten und selbst zum Engel für andere zu werden. Für die Besucherinnen und Besucher der Andacht hatte Stehmann Engelsflügelchen für „Rucksack, Geldbeutel oder Hosentasche“ dabei, um sie im Alltag daran zu erinnern: Du bist nicht allein; Gott ist mit Dir. Vor dem Segen des Bischofs trug eine Besucherin spontan ein Gedicht zur gnadenreichen Weihnachtszeit vor. Jung schloss mit den Worten „Bleibt behütet und in dem Frieden des göttlichen Kindes“.
Bevor die Feier bei einer warmen Mahlzeit, Getränken und Plätzchen ausklang, verteilten Bischof Jung und Vereinsvorsitzender Lehrieder gut gefüllte Geschenkbeutel an die Anwesenden. Mit Hilfe großer und kleiner Spenden von Firmen und Privatleuten hatte man beim Förderverein Wärmestube allerhand Nützliches in die Beutel gefüllt, wie etwa Tee, Wollsocken oder Weihnachtsgebäck. Der Bischof wünschte den Frauen und Männern bei der Übergabe jeweils ein „Frohes Weihnachtsfest“ – als Antwort kam herzliches „Dankeschön“ zurück.
Anna-Lena Herbert
© Anna-Lena Herbert | Caritas | Eindrücke von der Weihnachtsandacht für wohnsitz- und obdachlose Menschen mit Bischof Dr. Franz Jung im Hof der Würzburger Rotkreuzklinik an Heiligabend.